20. Jahrhundert

Fürst Franz I.

1929 – 1938

Fürst Franz I. amtete zwischen 1894 und 1898 als Botschafter des österreichischen Kaisers in Russland. Er war dabei sehr bemüht, die schwierigen Beziehungen zwischen den beiden Monarchien zu verbessern und zu einer Entspannung beizutragen.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Wien und Prag schlug Fürst Franz I. (Lebensdaten: 1853-1938) zunächst eine militärische Laufbahn ein. Später trat er in den diplomatischen Dienst ein und wirkte im Jahr 1879 als provisorischer Attaché an der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft in Brüssel.

In den folgenden Jahren unterstützte er seinen Bruder bei der Verwaltung von dessen Besitzungen, übernahm immer wieder dessen Stellvertretung und stand ihm in vielfältiger Weise beratend zur Seite.

Kaiserlicher Botschafter

Von Dezember 1894 bis Dezember 1898 fungierte Franz als kaiserlicher Botschafter in St. Petersburg. Wenn es auch nicht gelang, eine bleibende Verbesserung der politischen Beziehungen zwischen Österreich-Ungarn und Russland zu erreichen, erwuchsen aus dieser Tätigkeit doch bedeutsame Initiativen, die den wissenschaftlichen Austausch zwischen Österreich und Russland vertieften. So wurde etwa die bedeutende Bibliothek des russischen Historikers Vasily A. Bilbasov angekauft und im Jahr 1907 die Lehrkanzel und das Seminar und spätere Institut für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien errichtet.

Ehrenmitglied der Akademie für Wissenschaften

Das ausgeprägte Interesse von Fürst Franz I. für Geschichte führte dazu, dass er an der Spitze mehrerer Fachvereinigungen stand und bei der Gründung diverser historischer Publikationsreihen mitwirkte.

Im Jahr 1914 wurde er zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien ernannt und ab 1917 war er erbliches Herrenhausmitglied. Diese Aktivitäten führten zu zahlreichen Auszeichnungen im In- und Ausland. Kurz vor seinem Tod im Jahre 1938 übertrug er die Regentschaft an seinen jungen Verwandten Franz Josef II.

Fürst Franz Josef II.

1938 – 1989

Fürst Franz Josef II. ist es zu verdanken, dass Liechtenstein von den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschont geblieben ist. Nach dem Krieg setzte er seine ganze Tatkraft für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung des Landes ein. Vom Erfolg seiner Bemühungen zeugt heute ein modernes und vitales Liechtenstein.

Fürst Franz Josef II. kam am 16. August 1906 auf Schloss Frauenthal (Frauental) in der Steiermark zur Welt (Lebensdaten: 1906–1989). Er war der erste Sohn von Prinz Alois von und zu Liechtenstein und Erzherzogin Elisabeth Amalie von Österreich. Sein Taufpate war Kaiser Franz Joseph I.

Forststudium in Wien

Fürst Franz Josef II. besuchte das Schottengymnasium in Wien, das er 1925 mit der Matura abschloss. Seine bevorzugten Fächer waren Mathematik, Naturgeschichte und Griechisch. Seiner grossen Naturliebe entsprach das Studium der Forstwissenschaft an der Hochschule für Bodenkultur in Wien. Im Jahr 1930 verliess er die Hochschule mit dem Diplom des Forstingenieurs.

Regentschaft im Krieg

Am 30. März 1938 übergab ihm Fürst Franz I. die Regentschaft. Am 25. Juli des gleichen Jahres starb Fürst Franz I. und Fürst Franz Josef II. übernahm die Leitung der Geschicke des Fürstenhauses und des Landes Liechtenstein.

Am 29. Mai 1939 fand in Vaduz im Angesicht der potentiellen Bedrohung Liechtensteins durch das nationalsozialistische Deutsche Reich die Huldigung des liechtensteinischen Volkes an seinen Fürsten statt. Inmitten der wachsenden politischen Spannungen und eines drohenden Krieges erhielt diese öffentliche Kundgebung eine symbolhafte und mächtige Bedeutung für das Land: Das Volk legte ein eindrückliches Bekenntnis zur Eigenstaatlichkeit unter Führung seines neuen Fürsten Franz Josef II. ab.

Erste Fürstenhochzeit in Liechtenstein

1943 vermählte sich Fürst Franz-Josef II. mit Gräfin Georgine von Wilczek. Aus dieser Ehe stammen fünf Kinder:

Fürst Hans-Adam II., geboren am 14. Februar 1945
Prinz Philipp Erasmus, geboren am 19. August 1946
Prinz Nikolaus Ferdinand, geboren am 24. Oktober 1947
Prinzessin Nora Elisabeth, geboren am 31. Oktober 1950
Prinz Wenzel Franz Josef, (1962 – 1991)

Historischer Verdienst

Fürst Franz Josef II. setzte alles daran, Liechtenstein aus dem Zweiten Weltkrieg herauszuhalten. Mit Thronreden und klaren Botschaften an sein Volk stärkte der Regent die innere Geschlossenheit und Widerstandskraft des Landes.

Historische Zäsur

Nach der dauerhaften Übersiedlung nach Vaduz kam es im Juni 1945 zu einer zweiten historischen Zäsur: der gesamte zu diesem Zeitpunkt noch nicht konfiszierte Familienbesitz auf dem Territorium der Tschechoslowakei wurde durch ein Dekret des kommunistisch geführten Landwirtschaftsministeriums auf der Grundlage des vom Staatspräsidenten Edvard Beneš erlassenen Dekretes Nr. 5 vom 19.5.1945 beschlagnahmt. Damit waren nicht nur die materiellen Grundlagen des Hauses bedroht, sondern auch dessen jahrhundertelange Verbundenheit mit den böhmischen Ländern.

Frühe Nachfolgeplanung

In seinem 45. Regierungsjahr im Jahre 1984 setzte Fürst Franz Josef II. nach Artikel 13bis der liechtensteinischen Verfassung Erbprinz Hans-Adam II. als dauernden Stellvertreter ein und beauftragte ihn mit der Wahrnehmung der Staatsgeschäfte. Am 13. November 1989, nach dem Tod von Fürst Franz Josef II., übernahm Fürst Hans-Adam II. die Regentschaft.