17. Jahrhundert

Fürst Karl I.

1606 – 1627

Fürst Karl I. (Lebensdaten: 1569-1627) wurde als erstes Familienmitglied in den erblichen Fürstenstand erhoben. Er erhielt eine protestantische Erziehung und eine erstklassige Ausbildung in einer Schule der „Böhmischen Brüder“. Im Jahre 1599 trat er zum katholischen Glauben über. Kurz danach berief ihn Kaiser Rudolf II. als Obersthofmeister in das höchste Amt am Hof, womit er auch den Vorsitz im Geheimen Rat übernahm. Diese höfischen Funktionen übte Fürst Karl I. mit Unterbrechungen bis ins Jahr 1607 aus.

Im gleichen Jahr erhielt Fürst Karl I. auch das Grosse Palatinat, das u. a. die in der Folge kontinuierlich wahrgenommene Münzhoheit begründete. Im „habsburgischen Bruderzwist“ zwischen Kaiser Rudolf II. und Erzherzog Matthias, seinem jüngeren Bruder, schloss er sich der Partei des Erzherzogs an, der ihn am 20. Dezember 1608 in Anerkennung seiner Verdienste und Leistungen in den erblichen Fürstenstand erhob. Nachdem Karl I. sich vorübergehend vom politischen Schauplatz zurückgezogen hatte, verlieh ihm im Jahre 1614 der nach dem Tod seines Bruders Rudolf 1612 zum Kaiser gewählte Erzherzog Matthias das schlesische Herzogtum Troppau (Opava). Seitdem führte Karl I. auch den Titel eines Herzogs.

Statthalter und Vizekönig von Böhmen


Nach dem Sieg der verbündeten kaiserlichen und ligistischen Armeen in der Schlacht am Weissen Berg bei Prag (November 1620), an der Karl und sein Bruder Maximilian in führenden Positionen teilgenommen hatten, bestellte ihn Kaiser Ferdinand II. zunächst provisorisch und am 17. Januar 1622 definitiv zum ordentlichen Statthalter („Vizekönig“) von Böhmen. Im selben Jahr erhielt er als erstes Mitglied der Familie den Orden vom Goldenen Vlies und bereits ein Jahr später erfolgte die Belehnung mit dem schlesischen Herzogtum Jägerndorf (Krnov), das zusammen mit Troppau ein besitzmässiges Äquivalent zur Fürstenwürde darstellte.

Nach Karls Ableben im Jahr 1627 kamen die bereits im Jahr 1606 in einer zwischen ihm und seinen Brüdern Maximilian und Gundaker im Schloss Feldsberg (Valtice) abgeschlossenen „Erbeinigung“ niedergelegten Nachfolgeregelungen und Güteraufteilungen erstmals zur Anwendung.

Fürst Karl Eusebius I.

1627 - 1684

Fürst Karl Eusebius I. gelang es, die Besitzungen des Hauses nach dem verheerenden Dreissigjährigen Krieg zu sanieren und damit die Voraussetzungen für den spektakulären Aufstieg des Fürstenhauses im Zeitalter des Barock zu schaffen.

Fürst Karl Eusebius I. (Lebensdaten: 1611–1684) kam zunächst unter die Vormundschaft seines Onkels, des Fürsten Maximilian. Im Jahre 1632, im Anschluss an die für Hochadelige seiner Zeit obligate „Kavalierstour“, erfolgte die Huldigung der Stände der Herzogtümer Troppau und Jägerndorf.

Nur kurzfristig war der Fürst auch mit öffentlichen Aufgaben betraut. So bekleidete er von 1639 bis 1641 das Amt des königlichen Oberlandeshauptmanns der schlesischen Herzogtümer. In erster Linie bemühte sich Fürst Karl Eusebius I. jedoch um Konsolidierung und Wiederaufbau seiner durch den Dreissigjährigen Krieg verwüsteten Besitzungen.

Finanzielle Schwierigkeiten erwuchsen ihm aber auch aus verschiedenen Gütern, die sein Vater einst erworben hatte und deren Rechtsgültigkeit die Hofkammer in Zweifel zog. Die daraus resultierenden Schadensersatzforderungen beliefen sich auf rund 1.7 Millionen Gulden. Erst nachdem sich Karl Eusebius zur Zahlung eines bedeutenden Kriegsdarlehens bereit erklärt hatte, endete der langjährige Prozess im Jahr 1665 mit der Erteilung einer „Generalabsolution“ durch Kaiser Leopold I.

Gründer der fürstlich liechtensteinischen Sammlungen

Trotz dieser finanziellen Bürden fand Fürst Karl Eusebius I. Mittel und Wege, beträchtliche Summen in seine persönlichen kulturellen Neigungen zu investieren. Er erstand ausgesuchte Gemälde, Bronzen, Gewehre oder auch kostbare kunsthandwerkliche Exponate und legte damit den Grundstein zu den fürstlich-liechtensteinischen Sammlungen.

Fürst Karl Eusebius I. verfolgte zudem weitere, ganz verschiedenartige Interessen. Weitherum Anerkennung erhielt er etwa für seine Pferdezucht oder die Ausgestaltung der Parkanlagen im Schloss Eisgrub und zeigte starkes Interesse für die Baukunst, welches er in einem architekturtheoretischen Traktat dokumentierte.

Fürst Johann Adam Andreas I.

1684 – 1712

Fürst Johann Adam Andreas I. war einer der bedeutendsten Mäzene und Bauherren seiner Zeit. Er liess unter anderem die beiden prachtvollen Wiener Palais errichten: das Stadtpalais in der Bankgasse und das Gartenpalais in der Vorstadt Rossau.

Fürst Johann Adam Andreas I. (Lebensdaten: 1657-1712) schuf sich bleibende Meriten, indem er die fürstliche Verwaltung reorganisierte und die Finanzen der Familie sanierte. Im Jahre 1687 wurde er zum Geheimen Rat ernannt und sechs Jahre später erhielt er den Orden vom Goldenen Vlies.

Seine finanzpolitischen Fähigkeiten stellte er auch in den Dienst des Kaiserhauses. Sein Projekt zur Rationalisierung der Kameralverwaltung scheiterte 1699 allerdings am zähen Widerstand der Beamtenschaft. Im Jahr 1707 reiste der Fürst als kaiserlicher Kommissär zum ungarischen Landtag nach Pressburg.

Erwerbung der Ländereien Vaduz und Schellenberg

Weitreichende Konsequenzen für die Familie zeitigte der Erwerb der Herrschaften Schellenberg und Vaduz in den Jahren 1699 und 1712. Damit kamen die Fürsten erstmals zu reichsunmittelbarem Landbesitz und näherten sich dem nahezu hundert Jahre lang verfolgten Ziel, Zutritt zum Reichsfürstenrat zu erlangen.