18. Jahrhundert

Fürst Anton Florian I.

1718 – 1721

Dem politischen Einfluss von Fürst Anton Florian I. am Wiener Kaiserhof ist es zuzuschreiben, dass Kaiser Karl VI. 1719 die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg zum Reichsfürstentum Liechtenstein erhob.

Fürst Anton Florian I. (Lebensdaten: 1656-1721), wurde von Kindesbeinen an auf eine spätere Übernahme von politischer Verantwortung vorbereitet. Er trat im Jahre 1676 als Kämmerer in kaiserliche Dienste ein und erhielt 1687 das ungarische Indigenat. Zwei Jahre später ernannte ihn der Kaiser zum Geheimen Rat, entsandte ihn als ersten Weltlichen zunächst in der Funktion eines ausserordentlichen Gesandten und ab 1691 dann als Botschafter an den päpstlichen Hof in Rom.

Im Jahr 1693 wurde Fürst Anton Florian I. mit der Leitung der Erziehung von Erzherzog Karl, dem späteren Kaiser Karl VI., betraut und zu dessen Obersthofmeister bestellt. 1697 erhielt er den Orden vom Goldenen Vlies. Er begleitete Karl als Obersthofmeister und Erster Minister ab 1703 in den Spanischen Erbfolgekrieg und erhielt dabei den Titel eines spanischen Granden verliehen.

Aufnahme in den Reichsfürstenrat

Anschliessend trat Fürst Anton Florian I. als Staatsratsvorsitzender an die Spitze der Regierung, während er das Amt des Obersthofmeisters weiterhin ausübte. Sein Einfluss am Hof war inzwischen derart gross, dass er im Jahre 1713 für sich und – unter der Voraussetzung des Erwerbs „fürstenmässiger Immediatgüter“ – auch für seine Erben die Aufnahme in den Reichsfürstenrat erreichte.

Erhebung zum Reichsfürstentum Liechtenstein

Fürst Anton Florian I. erstand auf dem Tauschweg die reichsunmittelbaren Territorien Vaduz und Schellenberg aus dem Besitz seines Neffen Joseph Wenzel, der von Anton Florian I. im Gegenzug dessen sehr reiche, in Böhmen gelegene Herrschaft Rumburg (Rumburk) erhielt.
Beim Kaiser setzte er sich für deren Erhebung zum Reichsfürstentum Liechtenstein ein – dies geschah im Jahre 1719.

Fürst Josef Johann Adam I.

1721 – 1732

Fürst Josef Johann Adam I. war ein erfolgreicher Verwalter seiner Güter. Als es innerhalb der Familie zu Streitigkeiten um das Erbe des Fürsten Johann Adam Andreas I. kam, gelang es ihm diese auf gütlichem Wege zu bereinigen.

Fürst Josef Johann Adam I. (Lebensdaten: 1690-1732) ist der einzige überlebende Sohn des Fürsten Anton Florian I. In jungen Jahren diente er in der kaiserlichen Armee und nahm am Spanischen Erbfolgekrieg teil.

Im Jahre 1712 wurde er von Kaiser Karl VI. zum Kämmerer und im darauf folgenden Jahr zum Prinzipalkommissär am Mährischen Landtag ernannt. Aufgrund seiner Herkunft und seiner politischen und militärischen Verdienste erhielt Fürst Josef Johann Adam I. kurz nach seinem Regierungsantritt 1721 den Orden vom Goldenen Vlies verliehen. Ab 1723 trug er zudem die Würde eines Geheimen Rates und eröffnete 1729/30 als kaiserlicher Prinzipalkommissär den schlesischen Fürstentag in Breslau.

Fürst Johann Nepomuk Karl I.

1732 – 1748

Der beim Tod seines Vaters erst 8-jährige Johann Nepomuk Karl I. (Lebensdaten: 1724-1748) wuchs unter der Vormundschaft seines Onkels, Fürst Joseph Wenzel I., auf. Dem Rang des Hauses entsprechend, wurde er von diesem durch eine sorgfältige Erziehung auf die Übernahme der Regierungsgeschäfte vorbereitet. Schon drei Jahre nach Erreichung der Volljährigkeit starb Fürst Johann Nepomuk Karl I. im Alter von nur 24 Jahren, ohne einen Erben und Nachfolger zu hinterlassen.

Fürst Joseph Wenzel I.

1712 – 1718 und 1748 – 1772

Fürst Joseph Wenzel I. war einer der fähigsten Diplomaten und militärischen Strategen seiner Zeit. Seine effiziente technische und personelle Reorganisation der österreichischen Artillerie machte diese zu einem schlagkräftigen Instrument des kaiserlichen Heeres und sicherte ihm einen bleibenden Platz in der Militärgeschichte.

Fürst Joseph Wenzel I. (Lebensdaten 1696 - 1772) verfügte über eine Vielfalt an Talenten, wie sie für den Aristokraten der Barockzeit kennzeichnend war. Er verband die Qualitäten eines Würdenträgers am Hof mit grossem Geschick in der Politik und zeigte eine starke Begabung für Kriegstaktik und Fragen der Organisation.

Botschafter in Berlin und Paris

In den Jahren 1735 bis 1741 übernahm Fürst Joseph Wenzel I. diplomatische Missionen und vertrat den Kaiser als Gesandter und Botschafter am Hof Friedrich Wilhelms I. von Preussen in Berlin und am Hof Ludwigs XV. von Frankreich in Paris bzw. Versailles. Seine feierlichen Einzüge in Paris am 21.Dezember 1738 und zwei Tage darauf in Versailles waren gesellschaftliche Ereignisse ersten Rangs.

Für seine bisherigen Verdienste wurde der Fürst 1739 mit dem Goldenen Vlies ausgezeichnet.

Reorganisator der Artillerie

Im Jahre 1739 wurde Fürst Joseph Wenzel I. zum General der Kavallerie ernannt. In Anbetracht und Anerkennung seiner Fähigkeiten erhielt er 1744 das Generaldirektorium über die kaiserliche Artillerie und 1745 schliesslich das Oberkommando der kaiserlichen Armee in Italien.

Erster Kaiserlicher Kommissar

Als Zeichen grösster Wertschätzung wurde er Anfang 1760 vom Kaiser mit der ehrenvollen Aufgabe betraut, die Braut des Thronfolgers Erzherzog Joseph aus Parma abzuholen und nach Wien zu geleiten.

Im Jahre 1764 trat er ein letztes Mal glanzvoll als „Erster Kaiserlicher Kommissär“ auf, um die Wahl Erzherzog Josephs zum römisch-deutschen König in Frankfurt am Main vorzubereiten.

Im Jahr 1765 erhielt der Fürst in Anerkennung seiner vielen Verdienste als einer der ersten Hochadeligen überhaupt das Grosskreuz des erst kurz zuvor gegründeten Königlich ungarischen Sankt-Stephans-Ordens, die höchste Auszeichnung, die das Haus Habsburg fortan für zivile (nicht militärische) Leistungen zu vergeben hatte. Fürst Joseph Wenzel I. starb, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen.

Fürst Franz Josef I.

1772 – 1781

Fürst Franz Josef I. stieg im Jahr 1772 zum Oberhaupt und Regierer des Hauses Liechtenstein auf, da sein Onkel, Fürst Joseph Wenzel I., kinderlos geblieben war. Er kümmerte sich in seiner kurzen Regierungszeit vornehmlich um die Verwaltung seiner Güter.

Fürst Franz Josef I. (Lebensdaten 1726 - 1781) wurde von seinem Onkel Fürst Joseph Wenzel I. stark gefördert. Er befand sich auch unter den Teilnehmern jener Reise nach Parma, an der Joseph Wenzel die Braut des Thronfolgers Erzherzog Joseph abzuholen hatte. Im Jahr darauf fuhr Fürst Franz Josef I. in seiner Eigenschaft als Oberstkämmerer mit Karl Alexander von Lothringen zu dessen Wahl zum Hochmeister des Deutschen Ordens nach Mergentheim.

Geheimer Rat

Im Jahr 1763 begab er sich im Auftrag des Kaiserhauses nach Spanien, um der Braut Erzherzog Leopolds, des späteren Kaisers Leopold II., das Porträt von deren Bräutigam zu überbringen. Seit 1767 war er Geheimer Rat und vier Jahre später wurde ihm der Orden vom Goldenen Vlies verliehen. Im Jahre 1778 trat er letztmals in einer öffentlichen Funktion auf – als Präsident des niederösterreichischen Herrenstandes.

Verwalter umfangreicher Güter

Vornehmlich widmete sich der Fürst der Verwaltung seiner umfangreichen Güter, die sich 1772, nach Übernahme der Regentschaft, um die Besitzungen des Majorats vergrösserten. Hinzu kam die reiche Erbschaft der im selben Jahr verstorbenen Herzogin Maria Theresia von Savoyen, einer Verwandten, die keine überlebenden Nachkommen hatte.

Fürst Alois I.

1781 – 1805

Fürst Alois I. befasste sich von Jugend an mit der Verwaltung und Bewirtschaftung seiner Herrschaften. Die Modernisierung und Rationalisierung der fürstlichen Güterverwaltung trieb er zeitlebens voran, indem er auf Reisen und durch Studium der einschlägigen Literatur sich entsprechendes Wissen aneignete.

Fürst Alois I. (Lebensdaten: 1759-1805) führte auf seinen Gütern moderne Methoden der Produktion ein, experimentierte in der Züchtung und liess aus ökonomischen Gründen und botanischem Interesse zahlreiche Nutz- und Zierpflanzen aus Übersee importieren.

Vorliebe für Bibliothek und Architektur

Er zeigte auch eine ausgeprägte Leidenschaft für Bücher und baute seine Bibliothek durch den Ankauf umfassender Sammlungsbestände immer weiter aus. U. a. erwarb er die bedeutende Bibliothek des Fürsten Carl de Ligne (1793).

Alois war auch stets auf ein fürstliches Ambiente bedacht. Deshalb liess er den Architekten Joseph Hardtmuth das Majoratspalais in der Herrengasse in Wien von Grund auf renovieren. Es wurde zum modernsten Palais- und Verwaltungsgebäude der Monarchie.

Auch rund um das Schloss Eisgrub entwickelte Fürst Alois I. vielfältige Aktivitäten. In seinem Auftrag gestalteten verschiedene Gartenarchitekten die Parkanlage aus, Joseph Hardtmuth schmückte den Eisgruber Schlosspark mit klassizistischen Bauten aus.
Alois I. unterhielt seit 1789 (erstmals in der Geschichte des Fürstenhauses) eine fest engagierte Hauskapelle und liess in Feldsberg ein zweistöckiges Schlosstheater errichten.