19. Jahrhundert

Fürst Johann I.

1805 – 1836

Fürst Johann I. kämpfte in den Koalitionskriegen gegen das revolutionäre Frankreich und zwischen 1805 und 1809 gegen Napoleon. Im Jahre 1806 nahm Napoleon das Fürstentum Liechtenstein in den Rheinbund auf und legte damit den Grundstein für die Souveränität des Landes.

Fürst Johann I. (Lebensdaten: 1760–1836) begann seine Laufbahn mit 22 Jahren als Leutnant der kaiserlichen Armee. Er wurde rasch befördert und nahm bereits acht Jahre später im Range eines Obersten am „Zweiten Russisch-Österreichischen Türkenkrieg“ (1787-1792) teil. Der Fürst kämpfte auch in den Napoleonischen Kriegen und nahm nicht zuletzt auch am Verhandlungstisch starken Einfluss auf die Geschicke Österreichs. Er zeichnete an massgeblicher Stelle verantwortlich für das Zustandekommen des Friedens von Pressburg nach der Schlacht bei Austerlitz (1805) und führte, allerdings weniger erfolgreich, die Verhandlungen, die nach der katastrophalen Niederlage der österreichischen Armee in der Schlacht bei Wagram (1809) zum Frieden von Schönbrunn führten.

Im Jahre 1810 beendete er seine militärische Karriere im Range eines Feldmarschalls und verlegte in der Folge seine Tätigkeit auf die Administration und die Ökonomie.

Moderner Gutsherr

Er liess die Fürstlichen Sammlungen aus dem Stadtpalais in der Bankgasse in das Gartenpalais in der Rossau überführen. Sie wurden dort ab 1810 im nunmehr als Galeriegebäude bezeichneten Palais gegen Entgelt öffentlich zugänglich. Fürst Johann I. investierte in die Land- und Forstwirtschaft, reorganisierte die Verwaltung und formte einen modernen Gutsbetrieb.

Vorliebe für Gartenkunst

Wegweisende Spuren hinterliess Fürst Johann I. auch in der Gartenkunst. Auf seinen Herrschaften wie auch in Wien liess er Parklandschaften nach englischem Vorbild anlegen.

Landständische Verfassung für Liechtenstein

1806 nahm Napoleon das Fürstentum Liechtenstein in den Rheinbund auf und legte dadurch den Grundstein zur Souveränität des Landes. Auf dem Wiener Kongress, auf dem die politische Neuordnung Europas nach den Verheerungen der Napoleonischen Kriege beschlossen wurde, wurde auch das Fürstentum Liechtenstein als souveränes Mitglied in den am 8. Juni 1815 (noch während des Kongresses) als politische Union aller deutschen Staaten gegründeten Deutschen Bund aufgenommen.

Die Aufnahme in den Deutschen Bund bedeutete eine zweite Bestätigung der staatlichen Souveränität Liechtensteins. Im Land selber wurden Rechtsprechung und Verwaltung modernisiert und im Jahre 1818 gab Fürst Johann I. dem Fürstentum eine landständische Verfassung.

Fürst Alois II.

1836 – 1858

Fürst Alois II. war der erste regierende Fürst, der das Fürstentum Liechtenstein persönlich besucht hat (in den Jahren 1842 und 1847). Im Jahre 1849 erliess er eine provisorische Verfassung für Liechtenstein.

Fürst Alois II. (Lebensdaten: 1796-1858) wurde zunächst von dem französischen Priester Abbé Werner erzogen. Dann übernahmen Fachgelehrte seine Ausbildung in verschiedenen Disziplinen. Unter ihnen war Leopold Trautmann, Professor für Landwirtschaftslehre an der Universität Wien, und der bedeutende Geschichtsphilosoph Friedrich von Schlegel.

Wie bereits der Vater oder Grossvater setzte der Fürst die Modernisierung seiner Güter fort und reorganisierte auch die Verwaltung.

Erste Ackerbauschule der Monarchie

So entstand auf seinen Besitztümern die erste Ackerbauschule der Monarchie. Aktiv war Fürst Alois II. auch in der k.k. Landwirtschaftsgesellschaft in Wien, deren Präsident er von 1849 bis 1858 war. Auch mit dieser Tätigkeit waren wesentliche Neuerungen und Reformen verbunden.

Politisch konservativ

Die politische Haltung von Alois II. war im wesentlichen Masse konservativ. Im Nachgang des Revolutionsjahres 1848 gab er auf Drängen der liechtensteinischen Bevölkerung dem Fürstentum eine im Vergleich mit der Verfassung von 1818 liberalere Verfassung, setzte diese aber im Jahre 1852 wieder ausser Kraft und kehrte zum absolutistischen Regierungsprinzip zurück.

Fürst Johann II.

1858 – 1929

Fürst Johann II. war ein bedeutender Kunstsammler und Mäzen. So liess er etwa um das Jahr 1900 das Schloss Vaduz umfassend restaurieren.

Fürst Johann II. (Lebensdaten: 1840-1929) absolvierte seine Studien in Deutschland, Brüssel und Paris. Begleitet wurde er dabei vom Sozialreformer Karl Freiherr von Vogelsang, der die Einstellung des Fürsten zu sozialen und humanitären Fragen nachhaltig prägte.

Die liechtensteinische Verfassung

Im Jahre 1858 übernahm er die Leitung des Hauses und des Fürstentums, dem er 1862 eine konstitutionelle Verfassung und 1921 eine moderne, auf parlamentarisch-demokratischer Grundlage stehende Verfassung gab. Diese prägt noch heute Liechtensteins Staatswesen und wurde erst im Jahr 2003 in wesentlichen Bereichen revidiert und modernisiert.

Kunstkenner und Mäzen

Fürst Johann II. genoss den Ruf eines aussergewöhnlichen Kunstkenners und Mäzens. Er veranlasste eine umfassende Umstrukturierung und Neuaufstellung der Gemäldegalerie in Wien. Beratend stand ihm dabei der bedeutende Berliner Kunsthistoriker Wilhelm von Bode zur Seite. Johann II. tätigte umfangreiche Ankäufe von qualitativ hochwertigen Gemälden, Plastiken und Erzeugnissen des Kunsthandwerks.

Er entwickelte ausserdem eine rege Bautätigkeit. So wurde die „Stammburg“ der Familie Liechtenstein bei Maria Enzersdorf (Burg Liechtenstein) wie auch das Schloss Vaduz historisierend wiederaufgebaut und rekonstruiert. Auch unterstützte der Fürst zahlreiche Museen, v. a. in Wien, Böhmen und Mähren, aber auch in anderen Teilen der k.u.k.-Monarchie und darüber hinaus durch grosszügige finanzielle Zuwendungen und Schenkungen von Kunstwerken und anderen Objekten aus seinem Besitz.

Gründer der ersten Obst- und Gartenbauschule

Stark trat er auch als Förderer der Wissenschaften in Erscheinung: Er unterstützte etwa das Pharmakologische Institut der Universität Wien oder auch die Akademie der Wissenschaften. Als Pioniertat im Kaiserreich gründete Fürst Johann II. Jahre 1895 eine Höhere Obst- und Gartenbauschule. Seiner finanziellen Unterstützung ist das Entstehen namhafter historischer und kunstgeschichtlicher Publikationen zu verdanken, vorab der dreibändigen Geschichte des fürstlichen Hauses von Jacob von Falke.

Fortschrittlicher Fürst

Bemerkenswert waren auch seine Aktivitäten auf sozialem und humanitärem Gebiet. Für sein Personal führte der Fürst fortschrittliche Sozialleistungen ein, bedachte aber auch zahlreiche Privatpersonen, Wohlfahrtsanstalten und diverse karitative und gemeinnützige Einrichtungen mit grosszügigen Spenden.